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buch:der_wandernde_wald

Titel:

Der wandernde Wald

Autor: Wolfgang Hohlbein
Originaltitel
Serie: Enwor Band 1
Titelbild: Klaus Holitzka
ISBN:3-442-23827-7
Verlag Goldmann, München 1983

Der Anblick war überwältigend.
Rings um ihn herum erstreckte sich eine wellige, von dunklen Schattentälern durchzogene See an Grün in allen nur denkbaren Schattierungen. Der tiefhängende Sternenhimmel verschmolz irgendwo im Westen mit dem Wald, und die Blätter schienen das Licht nicht zu reflektieren, sondern aufzusaugen.
Der Wald musste gewaltig sein - die dünne Wüstenlinie im Westen stellte die einzige sichtbare Begrenzung dar, in allen anderen Richtungen verschmolz der erstarrte grüne Ozean mit dem Himmel oder verlor sich irgendwo in unbestimmbarer Entfernung in wogenden Schatten.
Ihre Vermutung, es mit einer, wenn auch gewaltigen, Oase zu tun zu haben, war falsch. Dies war das Ende der Nonakesh, eine gewaltige, von Leben strotzende Landschaft, die vor ihnen vielleicht noch kein Mensch betreten hatte.
Es gab schmale, an mit mathematischer Akribie gezogene Kanäle und Schluchten erinnernde Zwischenräume, die Flussläufe oder Lichtungen darstellen mochten, aber die Bäume schienen ausnahmslos in der gleichen Höhe gewachsen zu sein. Ein Umstand, der seinen Verdacht bestätigte. Die Gewaltigkeit des Waldes ließ den Gedanken zwar fast erschreckend erscheinen, aber er war zu regelmäßig, um noch natürlich zu erscheinen.
Skar hielt konzentriert nach Anzeichen menschlicher Besiedlung Ausschau, doch seine Suche verlief ergebnislos. Aber das hatte er bereits halbwegs erwartet. Unter dem saftigen grünen Dach des Waldes konnten sich ganze Königreiche verbergen. Jemand, der in der Lage war, so etwas zu erschaffen, war zweifellos auch dazu fähig, sich zu tarnen…„

buch/der_wandernde_wald.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/17 13:15 von Steffen Glavanitz