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buch:kallocain

Titel: Kallocain
Autor: Karin Boye
Originaltitel: Kallocain (1940)
Übersetzer:Helga Clemens
Titelbild: Michael Hasted
ISBN:3-453-30528-0
Verlag Heyne, München 1978

Leo Kall, »Mitsoldat« wie alle Bürger des Weltstaats, als Chemiker beschäftigt in der unterirdischen »Chemiestadt Nr. 4«, erfindet ein Präparat, ihm zu Ehren »Kallocain« genannt. Kallocain ist die beste Wahrheitsdroge, die je entwickelt wurde. Unter ihrem Einfluß gibt jeder Mensch seine innersten Gefühle und persönlichsten Geheimnisse preis – und liefert sich hilflos der totalitären Justiz des Weltstaats als »Gedankenverbrecher« ans Messer.
Aber der Nutzen dieser Droge wird immer zweifelhafter, denn bald erweist sich die ungeheuerliche Tatsache: Jeder ist schuldig! Und es erweist sich, daß der Mensch, gedemütigt und all seiner Freiheit und Würde beraubt, ohne dieses letzte Refugium nicht existieren kann: die Freiheit seiner Gedanken.
Es gibt nicht viele skandinavische Utopien von Rang. Das hat Gründe, die in der literarischen Tradition liegen. Es gibt andererseits aber auch kaum Utopien, die von Frauen verfaßt worden sind. Karin Boyes »Kallocain« (1940) nimmt also in doppelter Hinsicht eine Sonderstellung ein.
Man muß »Kallocain« zu den negativen Utopien rechnen, das heißt zu jenen utopischen Werken, in denen sich bedrohliche Entwicklungen der Gegenwart in düsteren, schreckenerregenden Zukunftsvisionen niederschlagen. Das Werk ist in der Nähe von Huxleys Brave New World (1932) und Orwells 1984 (1949) anzusiedeln. Karin Boye hat übrigens einige wesentliche Motive Orwells vorweggenommen.
Prof. Dr. Otto Oberholzer Nordisches Institut der Universität Kiel

buch/kallocain.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/15 14:33 von Steffen Glavanitz