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heft:das_archiv_in_der_geisterstadt_-_terra

  Titel: Das Archiv in der Geisterstadt
Autor: Poul Anderson
Reihe:Terra Band 537
Originaltitel: Vault of the ages (1952)
Übersetzer: Birgit Reß-Bohusch
Titelbild: Karl Stephan
Verlag:Moewig, Rastatt 1967

Die Sonne war am Sinken und warf lange, schräge Strahlen durch die Wälder im Norden und Westen. Über das hügelige Weideland krochen die ersten Schatten. Carl sah die Gebäude vor sich als dunkle Silhouetten. Er hörte das Blöken von Vieh und das wütende Gebell eines Hundes. Sein Pferd lief schneller. Offenbar roch es die Nähe eines Stalles. Eine leichte Brise fuhr Carl durch die Haare. Er beugte sich über den Pferdehals. Auch der Reiter sehnte sich nach einer Rast. Der Ritt hatte den ganzen Tag gedauert.

Der Hund kam aus dem Hof gelaufen Und umkreiste kläffend sein Pferd.

„He, Bull! Sei still!“

Ein Mann trat aus dem Haus, und der Hund lief mit hocherhobenem Schwanz auf ihn zu. Der Mann blieb mit einem Speer in der Hand stehen. Er war groß und breitschultrig, und das graue Haar reichte ihm bis zu den Schultern. Zwei Jungen standen mit Äxten hinter ihm.

Carl zügelte lächelnd sein Pferd. „Seid gegrüßt“, sagte er. „Ich komme allein und in Frieden und bitte um ein Nachtlager.“

Der Farmer senkte den Speer und nickte. „Dann komm herein“, sagte er höflich. „Ich bin John, Sohn des Tom, und gehöre zu den Dales.“

„Und ich bin Carl, Sohn des Ralph von Dalestown“, erwiderte der Neuankömmling. „Ich danke für deine Gastfreundschaft.“

„Ralph – von Dalestown!“ John sah ihn aus großen Augen an. „Dann mußt du der Sohn des Herrn sein.“

„Ja“, sagte Carl und schwang sich aus dem Sattel.

Einen Augenblick standen sie einfach da und sahen ihn an. Carl war sechzehn Jahre alt, aber groß und stark für sein Alter. Er hatte rötlichbraunes Haar, ein sonnenverbranntes Gesicht und weit auseinanderstehende braune Augen. Er trug die übliche Reisekleidung: Lederbreeches, ein gefärbtes Wollhemd, einen kurzen handgewebten Umhang und Mokassins. Um die Hüfte hatte er Schwert und Dolch geschnallt, und vom Sattel hing ein runder Schild neben einem Bogen und einem Köcher mit Pfeilen. Außer einer Wasserflasche führte er keinerlei Vorräte mit sich. In der Wildnis gab es genug Tiere, und wo Menschen lebten, würde man ihm Nahrung und Quartier geben. Fremde waren immer beliebt, weil man von ihnen das Neueste erfuhr.

„Komm“, sagte einer der Jungen eifrig. „Ich zeige dir den Stall, und dann können wir essen und uns unterhalten.“

Er war der ältere von Johns Söhnen, ein magerer, rothaariger Junge mit einer Menge Sommersprossen. Er hatte etwa das gleiche Alter wie Carl. Sein Bruder, vielleicht ein Jahr jünger, war stämmig und weizenblond. „Ich bin Tom“, sagte der Ältere. „Und das hier ist Eule.“

„Eule?“ fragte Carl.

„Na ja, eigentlich heißt er Jim“, erklärte Tom. „Aber jeder nennt ihn Eule. Sieht doch auch so aus, nicht wahr?“

heft/das_archiv_in_der_geisterstadt_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2018/06/10 16:09 von Steffen Glavanitz