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heft:der_lautlose_fremde_-_terra

  Titel: Der lautlose Fremde
Autor: Hans Kneifel
Reihe:Terra Band 481
Originaltitel
Titelbild: Karl Stephan
Verlag:Moewig, Rastatt 1966

Prolog: Unsere Galaxis umfaßt einige hundert Milliarden von Fixsternen. Als sich der Mensch von dem dritten Planeten seines Sonnensystems aus aufmachte, die Milchstraße zu erobern, stand er vor einer Aufgabe, die er niemals lösen konnte. Bildlich gesprochen, bestand das Problem darin, innerhalb eines gigantischen Sandhaufens bestimmte Sandkörner auszusuchen. Sie unterschieden sich höchstens durch mikroskopische Winzigkeiten, und es gab mehr zu untersuchende Planeten als Menschen auf Terra.
Mit der charakteristischen Unbekümmertheit, deren treffende Definition Arroganz hieß, machten sich die Menschen auf den Weg. Sie konstruierten und bauten Raumschiffe, rüsteten sie mit Maschinen und Menschen aus und feuerten sie ab, in den Raum hinaus. Es war, als explodiere ein unendlich großer Bienenstock. Die Zeit war nicht auszurechnen, wann jeder Stern angeflogen werden konnte, wann man Welten entdeckte und katalogisierte, die bewohnbar waren oder intelligentes Leben trugen.
Einhundert Jahre vergingen in hektischer Betriebsamkeit.
Nach einem Jahrhundert intensiver Bemühungen ließen sich vier verschiedene Typen von Planeten feststellen. Es gab Welten, die bewohnbar, aber unbewohnt waren.
Welten, auf denen Rassen lebten, die menschenähnlich waren.
Solche, auf denen Erscheinungen zu beobachten waren, die mit der Art von Leben, das man kannte - selbst bei größtem wissenschaftlichen Verständnis und viel Toleranz - nichts mehr gemein hatten.
Und solche Planeten, die anzufliegen man nicht wagte, weil sie in keine der drei anderen Kategorien paßten. Sie waren fremd, unheilvoll und drohend - zu gefährlich. Der Mensch suchte um zu leben, nicht, um inmitten von wilden Gefahren zu sterben.
Verständlicherweise versuchten die Menschen zunächst, jeden kolonisierbaren Planeten zu besiedeln. Die Annahme, daß sich die neuen Kolonien, Bergwerke, Siedlungen, Farmen und Handelsniederlassungen auf die beiden ersten Typen bekannter Planeten beschränkten, liegt nahe und ist richtig.
Terra beschränkte sich darauf, Menschen hervorzubringen und auszubilden, Schiffe zu besetzen und jeden Vorgang zu kontrollieren, der mit den unzähligen neuentdeckten Welten zusammenhing. Und die Folge davon war, daß die Erde immer reicher wurde; eine Schatzkammer inmitten oft karger Welten, eine juwelenfunkelnde Spinne mit riesigem Elektronenhirn in einem Netz hauchdünner Fäden, die aus Handelsrouten und Funkverbindungen geknüpft waren. Terra verwandelte sich in jenem Jahrhundert in einen Planeten der Verwaltung. Alles, was es gab, gab es im Überfluß. Und es gab vieles…
Nehmen wir ein einziges Beispiel:
Die Hauptstadt Terras war New York. Hier drehte sich alles um den Informationsdienst. Es war nicht das New York, das man von alten Filmen oder Bildern her kannte, sondern eine völlig neue Stadt, die innerhalb von dreißig Jahren erbaut worden war. Man konstruierte sie am Reißbrett, schuf zuerst sämtliche Verkehrswege, die Kanalisation und die Versorgungsleitungen, dann erst baute man Cosmotron. Die Maschine nahm in einer senkrechten Ausdehnung von vierzig Metern einen Durchmesser von nicht ganz elf Kilometern in Anspruch und arbeitete vierundzwanzig Stunden am Tag im Dienste der Mastercontrol.

heft/der_lautlose_fremde_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2018/06/23 13:45 von Steffen Glavanitz