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heft:der_scharfrichter

Titel: Der Scharfrichter
Autor: Robert Lamont
Originaltitel
Reihe:Professor Zamorra Band 5
Titelbild:
Verlag Bastei, Bergisch Gladbach 1974

Die Stimme kam mit einer Windbö über das Land - eisig, fauchend und herrisch. Geoffrey Harding - es ist Zelt für dich, Geoffrey Harding!„ Schaurig hallte der Ruf durch die Baumkronen, die die Farm schützend umgaben. Nur kurz schlug der Hofhund an, um sofort wieder zu verstummen wie durch den Zwang einer unsichtbaren Macht. Als Francis Harding erwachte, stand ihr Mann vor dem Fenster der kleinen Schlafkammer. Geoffreys Haltung wer merkwürdig starr und verkrampft - die Fäuste wie in ohnmächtiger Resignation geballt. Wieder erscholl draußen der Ruf. „Geoffrey Harding. Ich wartet“ Fahler mattgelber Lichtschein breitete sich vor dem Fenster aus. Es schien, als sei das ganze Hügelland in diese unwirkliche Licht getaucht. Gellend schrie Francis Harding auf. Ihr Mann ruckte herum. „Still!“ brüllte er. „Willst auch du seinen Zorn auf dich laden?“ Abrupt drehte er sich wieder um, starrte erneut in die schwefliggelbe Helligkeit hinaus. Seine Frau sperrte den Mund aut. Plötzlich hatte sie keine Kraft mehr, sich zu bewegen. Eine unerklärliche Trägheit befiel sie. Eben noch voller Angst um ihren Mann, spürte sie nun eine grenzenlose Apathie, die sie mit müdem Desinteresse zuschauen ließ - so als sei sie nicht selbst beteiligt. Geoffrey Harding verließ seinen Platz am Fenster. „Ich muß gehen“, murmelte er, „man läßt ihn nicht warten!“ Die Gesichtszüge des Farmers waren verhärtet. Seine Bewegungen wirkten steif und ungelenk, als er zur Kammertür schritt. Leise knarrten die Angeln. Nachdem der Farmer mechanisch In die Holzschuhe geschlüpft war, fielen seine Schritte schwer auf die Bretterdielen.

heft/der_scharfrichter.txt · Zuletzt geändert: 2018/01/21 10:46 von Steffen Glavanitz