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heft:der_scout_und_der_roboterfuerst_-_terra

  Titel:Der Scout und der Roboterfürst
Autor: H.G. Ewers
Reihe:Terra Band 389
Serie:Lester Velie Band 2
Originaltitel
Titelbild: Karl Stephan
Verlag:Moewig, Rastatt 1965

Liebe SF-Freunde!
 
Anläßlich des dritten Lester-Velie-Abenteuers – der Weltraumscout und sein Robot spielten ja bereits in den TERRA-Bänden 294 und 349 die Hauptrolle – äußert sich der Autor heute zum Thema „Mensch und Kybernetik“. H. G. Ewers, der sich in seinen SF-Romanen gerne mit der Robotik auseinandersetzt, meint folgendes zum Thema:
„Kann es eine Höherentwicklung der Menschheit ohne kybernetische Maschinen geben? Diese Frage wird viele Menschen bewegen, die sich mit dem derzeitigen Trend der menschlichen Entwicklung befassen. Sie läßt sich allerdings nicht mit einem Satz beantworten, denn sie wirft Probleme mannigfaltiger Art auf,. Probleme, die nicht nur die materielle Seite der Sache, sondern auch die sittlichen Aspekte aufzeigen.
Norbert Wiener, dem wir den Begriff und auch die Wissenschaft der Kybernetik verdanken, hat einmal gesagt, daß die modernen kybernetischen Vorrichtungen in ihrer intellektuellen Leistung auf dem Niveau des nervösen Apparates eines Spulwurmes stehen.
Es gibt kaum Grund, diese Feststellung anzuzweifeln. Manche Leute werden sie so auslegen, daß alle Elektronengehirne immer nur Datenverarbeitungsmaschinen bleiben müssen.
Sie vergessen eines: Der Mensch ist nicht von Anfang an das gewesen, was er heute darstellt, nämlich ein Organismus mit Bewußtsein seiner selbst und abstraktionsfähigem Intellekt. Es gab eine Zeit, da sein Intellekt weitaus niedriger war als heute der eines Spulwurmes, ja, der Intellekt dessen, was sich später zum beherrschenden Geschöpf der Erde entwickelte, muß notwendigerweise einmal gleich Null gewesen sein. Die biologische Auslese war es, die den Menschen zu dem machte, was er heute ist. Warum sollte das, was einem unbelebten Materieklümpchen einst gelang, den kybernetischen Maschinen nicht gelingen – noch dazu, daß die Auslese nicht von umweltbedingten Zufälligkeiten, sondern in ihrem Falle von einem intelligenten Wesen, dem Menschen vorgenommen wird …?
Jetzt kommen wir zur Kardinalfrage: Gereicht uns eine solche Entwicklung zum Nutzen oder zum Schaden?
Nun, der Nutzen liegt auf der Hand. In einer Welt, deren Lebensraum angesichts der rasch anwachsenden Bevölkerung immer enger wird, kann der Mensch nicht mehr von seiner eigenen Hände Arbeit leben. Er bedient sich der Maschinen. Aber gewöhnliche Maschinen werden nicht mehr ausreichen, wenn wir neuen, bisher unzugänglichen Lebensraum erobern wollen.
Wir brauchen also starke Bundesgenossen, die uns unterstützen, und zwar nicht nur, indem sie uns rein mechanische Arbeit abnehmen, sondern indem sie uns immer mehr geistige Arbeit abnehmen, damit wir unseren Geist umfassenderen Problemen zuwenden können.
Damit tritt allerdings die Gefahr auf, vor der viele Stimmen heute warnen. Wir sollten diese Stimmen nicht überhören, denn die Gefahr ist vorhanden. Sie kommt aber nicht von zukünftigen kybernetischen Maschinen, sondern vom Menschen selbst. Tatsächlich muß er letzten Endes entscheiden, ob der Aufschwung der Kybernetik den Untergang seiner Art heraufbeschwört oder aber eine geistige Erneuerung und damit eine unvorstellbare Höherentwicklung der Menschheit bedeutet.
In dieser Hinsicht bin ich optimistisch. Heute helfen uns unzählige kybernetische Systeme, die Umgebung der Erde und die Nachbarplaneten zu erforschen. Sobald der Mensch ihnen in eigener Person zu folgen in der Lage ist, werden sich ihm neue Grenzen auftun und allein durch die Fragen, die sie ihm stellen, den menschlichen Geist zu größerer Aktivität anregen.“
 
Mit diesem optimistischen Ausblick in die Zukunft – und die meisten unserer SF-Autoren und -Leser sind ja im Grunde Optimisten – verabschieden wir uns heute mit einem herzlichen „ad astra“!
 
Die SF-Redaktion des
Moewig-Verlages
Günter M. Schelwokat

heft/der_scout_und_der_roboterfuerst_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/03 20:10 von Steffen Glavanitz