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heft:die_gehirne_des_dr._satanas

Titel: Die Gehirne des Dr. Satanas
Pseudonym: Dan Shocker
Autor: Jürger Grasmück
Originaltitel
Reihe:Larry Brent Band 111
Titelbild: R.S. Lonati
Verlag: Zauberkreis, Rastatt 1983

Er sah, wie ein Leib in den Sarg gelegt wurde, wie er drei Tage später in der dunklen Grube verschwand und dumpf dröhnend die feuchte, schwere Erde dieses verregneten Junitages auf den Sargdeckel klatschte. Das alles hatte er mitbekommen. Seine Zellen waren noch nicht alle abgestorben gewesen. Dies war ein Beweis für seine Theorie, daß es über den Tod hinaus eine Verbindung zu dem Leib gab, der ihm siebenundvierzig Jahre lang als Hülle gedient hatte. Aber er war nicht nur reiner Geist. Etwas von seinem Leib lebte noch. Das wichtigste aller Organe: Das Hirn. Er dachte, fühlte und nahm Bilder auf. Aber es waren Bilder aus seiner Erinnerung. Er wußte, daß er an einer komplizierten Apparatur angeschlossen war, daß er gehegt und umsorgt wurde, daß sein großartiges Hirn in einer Flüssigkeit schwamm, die es ständig umspülte, die ihn mit Nahrung und Sauerstoff versorgte. Er hätte zu gern gewußt, wie das aussah. Aber den Blick nach außen, den gab es nicht. Er besaß keine Augen mehr. Alles war wie ein Traum. Und langsam wurde sein Dasein zu einem Alptraum. „Ich fühle meine Beine, ich möchte gehen, aber ich habe keine mehr, mein linker Arm schmerzt, etwas stimmt nicht. denn ich habe keine Arme mehr. Ich möchte etwas sagen, die Worte liegen mir auf der Zunge, ich kann nicht aussprechen. Ich bin nur noch Hirn. Ich muß mich ihnen bemerkbar machen, ihnen mitteilen, daß ich nicht mehr leben will, so nicht mehr…“ Ihnen - das waren Daisy, seine Frau, und Philip, sein Freund und Kollege aus dem St. Anne's Hospital, der die Operation vorgenommen hatte. „Ich möchte tot sein! Schaltet die Apparatur ab!“ schrie es in ihm. „Könnt ihr mich denn nicht hören? Daisy? Phil? Macht ein Ende! Ich habe alles falsch gemacht. Es lohnt sich nicht, so zu leben … ein Leben ohne Körper!“ Zweifel stiegen in ihm auf. Ängste. Die Martern kamen wieder. Entsetzliche Schmerzen peitschten ihn. Er fühlte so, als ob sein Körper. noch existiere.Er wollte den Tod überwinden. Er hatte ihn überwunden! Nun bereute er sein Vorgehen. Nun würde alles nach dem Plan ablaufen, den er mit Daisy und Phil besprochen hatte, als er sich entschied, die Operation durchführen zu lassen. Er konnte sich nicht bemerkbar machen. Er war allein in seiner stillen, dunklen Welt, die nur von den Bildern seiner Erinnerung erhellt wurde.

heft/die_gehirne_des_dr._satanas.txt · Zuletzt geändert: 2016/09/18 17:21 von Steffen Glavanitz