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heft:die_muehle_der_toten

Titel: Die Mühle der Toten
Autor: Robert Lamont Originaltitel
Reihe:Professor Zamorra Band 64
Titelbild:
Verlag Bastei, Bergisch Gladbach 1976

„Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen!“ schrie Armand Garascon. „Alles ist widerlich und Dreck! Es gibt nur Niedertracht Gemeinheit und Verat auf der Welt! Ich will nicht mehr!“ Der Bucklige mit dem groben Kittel taumelte aus dem Zimmer, einen Strick in der Hand. Er stolperte die steilen Stufen der Wendeltreppe hinunter, stöhnte und heulte auf wie ein wildes Tier. Unten riß er die schwere Tür auf und trat hinaus in die Nacht. Finster war es. Schwere Gewitterwolken hingen am Himmel, und eine drückende Schwüle lastete auf dem Land. In den Uferwiesen der Charente zirpten die Grillen. Die Flügel der Mühle, die Armand Garascon gehörte, regten wie schwarze Finger in den Himmel. Jenseits des Flusses schimmerten die Lichter des Dörfchens Bresteville. Der Klang einer Glocke halte durch die Nacht. Armand Garascon schüttelte die rechte Faust, die er um den Strick gekrampft hatte, Sein häßliches Gesicht war eine verzerrte Grimasse. Der breite Bach, der das Mühlrad trieb, rauschte. „Ihr dreckigen Lumpen!“ schrie Garascon zu dem Dorf hinüber. Ihr habt es alle gewußt und über mich gelacht. Euer Hohn und euer Spott hat mir den Rest gegeben. Habe ich euch je gekränkt oder übervorteilt? War ich je nicht freundlich und hilfsbereit? Und was habe ich von euch dafür bekommen?„ Der Bucklige schluchzte. Er war völlig herunter mit den Nerven. Seit Wochen schon steuerte er auf die Krise zu, und jetzt war es soweit. Ein Gespräch zwischen ein paar Bauern, das er unbemerkt belauscht hatte, hatte ihm den Rest gegeben. Gelacht hatten sie über ihn, den buckligen Garascon, den häßlichen, aber steinreichen Müller. Über Garascon, der das schönste Mädchen des ganzen Charente-Tals zu seiner Frau gemacht hatte und betrogen worden war wie der dümmste Hanswurst. Und nicht nur betrogen, sondern getäuscht noch und noch.

heft/die_muehle_der_toten.txt · Zuletzt geändert: 2018/01/21 10:12 von Steffen Glavanitz