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heft:flammen_ueber_astra_-_terra

  Titel: Flammen über Astra
Autor: Andre Norton
Reihe:Terra Band 343
Originaltitel: Star born (1957)
Übersetzer: Hans Kneifel
Titelbild: Karl Stephan
Verlag:Moewig, Rastatt 1964

Vor drei Wochen erst brachten wir an dieser Stelle den Nachruf auf Professor Eugen Sänger, einen der Pioniere der Weltraumfahrt.
Heute haben wir die traurige Pflicht, Ihnen von dem Ableben eines der Mitarbeiter unseres Verlages Mitteilung zu machen: Lothar Heinecke.
Wir erteilen Hans Kneifel das Wort, dem bekannten TERRA-Autor, der mit Lothar Heinecke eng befreundet war:
„In unserer schnellebigen Zeit gibt es nur wenige Momente, die uns zur Besinnung zwingen. Stets dann, wenn uns die Nachricht erreicht, daß einer unserer Freunde nicht mehr lebt, erstarren wir innerlich, vermögen es nicht zu fassen – und doch bleibt es traurige Realität: Einer der wenigen guten Freunde, die man im Laufe seines Lebens gewinnen konnte, ist nicht mehr. Nie mehr werden wir ihm gegenübersitzen und mit ihm über die Dinge sprechen können, die uns bewegen. Es ist endgültig vorbei. Und das ist sehr bitter.
Der Verlag hat einen seiner Mitarbeiter verloren. Am 7. März 1964 wurde Lothar Heinecke bestattet. Er starb an den Folgen eines Autounfalls. Mit Lothar Heinecke starb einer derjenigen Männer, denen die deutschsprachige utopische Literatur sehr viel verdankt. Für die, denen dieser Name kein Begriff sein sollte, sind folgende Gedanken bestimmt:
Lothar Heinecke wurde am 11. August 1925 geboren. Er selbst kam mit der SF in Kontakt, als er bei der amerikanischen Besatzungsbehörde als Dolmetscher tätig war. Kurze Zeit später begann er, utopische Romane aus dem Amerikanischen für den Moewig-Verlag zu übersetzen. Einige der besten Übersetzungen, die der Verlag publizierte, stammten von Lothar Heinecke. Isaak Asimovs Zyklus DER TAUSENDJAHRESPLAN, DIE SÖHNE DER ERDE von Poul Anderson und DIE ODYSSEE DES MR. GREEN gehören u. a. dazu.
Lothar Heinecke verstand es meisterhaft, das eigenartige Fluidum dieser Literaturgattung aus dem Amerikanischen oder Englischen in die deutsche Sprache zu übertragen; das Vermeiden jeder Floskel und ein knapper verständlicher und sachlich auf jeden Fall richtiger Stil waren Dinge, die Übersetzungen von ihm wertvoll machten. Die eigentlichen Verdienste Lothar Heineckes aber sind wesentlich tieferer Natur. Fünfzehn Ausgaben des amerikanischen SF-Magazins GALAXY tragen seinen Stempel. Er wählte die Stories oder Novellen aus, übersetzte sie und übernahm die Verhandlungen, die zur Auswahl der Titel notwendig waren. Einige der in diesem Magazin erschienenen Novellen sind einsame Spitzenklasse – jeder von Ihnen, der die Ausgaben besitzt, wird es sofort beim Erscheinen gemerkt haben. Darüber hinaus war es Lothar Heinecke, der jederzeit aus dem großen Fundus seines Wissens über SF Ratschläge erteilen konnte, die man gern befolgte. Viele seiner Bekannten werden es bezeugen können.
Für diejenigen, die sich zu seinen Freunden zählen durften, ist der Verlust ungleich größer. Wir verloren in Lothar einen Menschen, einen wirklich guten Freund. Wir gewannen durch seine Gesellschaft sehr viel; er war zu jeder Zeit bereit, nicht nur sein Wissen, sondern auch seine Lebensfreude mit uns zu teilen. In fast jedem Lebensbereich war sein Wissen überraschend, und viele Ideen mancher deutscher SF-Romane verdanken ihre Wirkung nicht zuletzt Lothar Heinecke.
Ein Nachruf soll die Persönlichkeit des Verstorbenen schildern – das ist geschehen. Er soll aber auch begreiflich machen, daß uns etwas verlorengegangen ist, das niemals wieder ersetzt werden kann. ‚Sie haben einen guten Mann begraben – mir war er mehr!’ Das sagt einer unserer deutschen Dichter, Matthias Claudius. Damit ist alles gesagt, nichts ist mehr hinzuzufügen.“
 
In stillem Gedenken
 
Die SF-Redaktion des
Moewig-Verlages
Günter M. Schelwokat

heft/flammen_ueber_astra_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2018/08/25 14:36 von Steffen Glavanitz