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heft:im_licht_der_merkur-sonne_-_terra

  Titel: Im Licht der Merkur-Sonne
Autor: Paul French
Reihe:Terra Band 285
Originaltitel: Lucky Starr and the big sun of Mercury (1956)
Übersetzer: Heinz Zwack
Titelbild: Karl Stephan
Verlag:Moewig, Rastatt 1963

Als vor gar nicht langer Zeit überall in der Tagespresse zu lesen war, daß die von der amerikanischen Venussonde heimgefunkten Meßergebnisse wohl jegliche Lebensmöglichkeiten auf unserem Nachbarplaneten ausschlössen, da schlugen diese Nachrichten in den SF-Redaktionen in aller Welt wie eine Bombe ein, und diejenigen Autoren, die gerade Romane mit der Venus als Schauplatz des Geschehens in Vorbereitung hatten, sahen bereits ihre Felle – in diesem Fall die zu erwartenden Honorare – davonschwimmen.
Auch wir – und das wollen wir nicht verhehlen! – machten uns Sorgen: Sollte die Venus, der Schauplatz so vieler guter SF-Romane, jetzt ein für allemal tabu sein …? Außerdem stand ja auch das Prestige des berühmten Isaac Asimov alias Paul French, der als Autor des TERRA-Bandes 282, IM OZEAN DER VENUS, fungierte, auf dem Spiel.
Wir nahmen daher Kontakt mit verschiedenen Leuten auf, um deren Ansichten über die „Venus-Affäre“ zu sondieren. Schließlich gab H. G. Ewers, ein neuer und technisch überaus versierter TERRA-Autor, der erstmals mit TERRA-Band 293 in Erscheinung treten wird, nachfolgende, unbedingt stichhaltige Erklärung ab, die uns zum Schluß kommen läßt: Die Venus kann Leben tragen – zumindest solange, bis nicht durch eine wesentlich eingehendere Untersuchung das gerade Gegenteil bewiesen wird.
Hier Herr Ewers’ Stellungnahme:
„Bekanntlich wurden die Temperaturmessungen der Venussonde Mariner II mittels eines Kurzwellenradiometers und eines Infrarotradiometers vorgenommen. Dabei kann der Fall eintreten, daß die Kurzwellen, wenn sie nicht einen ganz bestimmten Auftreffwinkel erreichen, die Ionosphäre nicht zu durchstoßen vermögen. Die Venus hat aber nach den bisherigen Forschungsergebnissen eine sogenannte ‚Super-Ionsphäre’, in der die Dichte der Elektronen tausendemal größer als in der Erd-Ionosphäre ist. In einer solchen Schicht aber würden Temperaturen bis zu 490 Grad Celsius auftreten, ohne daß man daraus Schlüsse auf die Temperatur der Planetenoberfläche zu ziehen in der Lage wäre. Daß dies wahrscheinlich der Fall war, scheint eine mir zugegangene Information zu beweisen, daß Mariner II in der unteren Atmosphäre der südlichen Venushalbkugel eine ‚kalte Zone’ registriert hat. Außerdem weiß man zur Zeit so wenig über die Oberfläche der Venus, daß man die Messungen von Mariner II nicht isoliert betrachten sollte. Selbst wenn die Kurzwellenstrahlung, die dreimal innerhalb von 35 Minuten, also jeweils nur über einen kurzen Zeitraum erfolgte, im richtigen Winkel aufgetroffen ist, könnte die hohe Temperatur des relativ winzigen Oberflächenausschnittes andere Ursachen haben. Ich denke da zum Beispiel an starke vulkanische Tätigkeit, die verschiedentlich als Ursache des starken atmosphärischen Kohlendioxydgehaltes angenommen wird.“
Mit dieser Stellungnahme verabschiedet sich für heute mit freundlichen Grüßen
 
Ihre
TERRA-REDAKTION
Günter M. Schelwokat

heft/im_licht_der_merkur-sonne_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2018/08/24 17:52 von Steffen Glavanitz