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heft:kastell_des_daemons

Titel: Kastell des Dämons
Pseudonym: Dan Shocker
Autor: Jürger Grasmück
Originaltitel
Reihe:Larry Brent Band 109
Titelbild: R.S. Lonati
Verlag: Zauberkreis, Rastatt 1983

Der Motor machte zweimal „Plupp“, der Wagen zuckelte noch drei Meter weiter und blieb dann stehen. „Auch das noch! Und dann in dieser Gegend“, knurrte John Sallinger. Er zündete den Motor mehrmals, aber er sprang nicht wieder an. „Ist was?“ fragte Conny, seine junge Frau, und wandte den Kopf. Sie war eingeschlafen. Der Ragen prasselte auf das Auto. Die Nacht war kalt und stürmisch. Die Wipfel der kahlen Bäume schaukelten hin und her. Einsamkeit! Hier im Süden Englands, in der Nähe von Cornwall, war die Landschaft dünn besiedelt, hin und wieder ein Dorf, ein einzeln stehendes Haus. Sallinger kratzte sich im Nacken. Die Situation war verfahren. Heute nacht würden sie es nicht mehr zu Aunt Jane schaffen. Es sei denn … Plötzlich sah er das Haus. Es stand etwa vierzig Meter von der schmalen Straße entfernt. Dort brannte ein verschwommenes Licht. John atmete tief durch. „Glück muß der Mensch haben“, sagte er. Conny war inzwischen hellwach. „Wo sind wir denn hier?“ wollte sie wissen. „Zwischen Bodmin und Launceston“, lautete seine Erwiderung. „Dann sind wir mitten im Moor. Na, dann gute Nacht! Und das bei diesem Wetter. Meinst du, das da vorn ist ein Gasthaus? Einen Grog und eia Steak würde ich jetzt noch verkraften, Jonny.“ „Ich frag' mal nach. Ein paar Pfund für die Übernachtung zahle ich noch drauf. Ich hab' keine Lust, bei diesem Wetter Mechaniker zu spielen: Ich bin gleich zurück. Mal sehen, was für'n Haus das da vorn ist.“ Er trug eine Windjacke, aber ohne Kapuze, verließ den Wagen, zag sich die Jacke über die Ohren und rannte los. Wind und Regen peitschten in sein Gesicht. Der Wind war kalt. Das Pfeifen und Heulen des Sturms fing sich in den kahlen Wipfeln und dem Gemäuer des' Hauses, auf das er zulief. Je näher er kam, desto mehr erkannte er. John Sallinger glaubte sich in den Süden, nach Spanien oder weit unten nach Frankreich versetzt, wo spanischer Einfluß in der Architektur schon zu sehen war. Vor ihm stand kein Landhaus im herkömmlichen Stil. Hier hatte jemand seinen Traum verwirklicht und sich ein richtiges kleines Schloß, ein Kastell, errichtet mit Bögen und Türmen und einer mannshohen Mauer, die mit Lehm verschmiert war. Winzige, vergitterte Fenster hatte das alte Kastell. Aber es war noch bewohnt, wie der Lichtschein hinter einem Fenster bewies. John Sallinger war zu sehr beschäftigt mit Wind und Wetter, als daß ihm an dem Licht etwas aufgefallen wäre. Es bewegte sich und war unruhig wie eine Kerzenflamme.

heft/kastell_des_daemons.txt · Zuletzt geändert: 2016/09/18 17:21 von Steffen Glavanitz