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heft:merlins_boeses_ich

Titel:Merlins böses Ich
Autor: Henry Wolf
Originaltitel
Reihe:Gespenster-Krimi Band 479
Titelbild:
Verlag Bastei, Bergisch Gladbach 1982

Der Raum lag tief unter der Erde, zugedeckt von der zeitlosen Stille der schottischen Hochmoore, ein gleichmäßig geformter Würfel mit etwas mehr als sechs Metern Kantenlänge und fünf Meter tief. Mehr als anderthalb Jahrtausende waren vergangen, seit die schwere, steinerne Deckplatte das Grab verschlossen hatte, und seit dieser Zeit hatten kein Laut, kein Lichtschimmer den ewigen Schlaf des Toten gestört. Der Raum war leer bis auf einen niedrigen grauen Block aus poliertem Basalt. Die Wände waren sonderbar glatt und ebenmäßig, als wären sie geschliffen und mit einer hauchdünnen Schicht aus unsichtbarem Glas überzogen. Er war nicht nur Grab, sondern gleichzeitig Zuflucht, eine Trutzburg, in der der schmale, sorgfältig aufgebahrte Leichnam selbst dem Ansturm der Jahrtausende unbeschadet trotzen konnte. Sein Körper war unbeschädigt wie am ersten Tag, und das asketische, von Falten und Linien durchzogene Gesicht vermittelte eher den Eindruck eines Schlafenden als den eines Toten. Eine schwarze, eng anliegende Metallkappe bedeckte seinen Schädel und zog sich in einer dreieckigen Spitze bis tief in die Stirn, was den ansonsten sanften Zügen ein leicht diabolisches Aussehen verlieh. Die Hände waren auf der Brust gefaltet, und der Körper steckte in einem einfachen, sackähnlichen Gewand, das so schmucklos wie der Rest des Grabes war.

heft/merlins_boeses_ich.txt · Zuletzt geändert: 2016/11/07 09:32 von Steffen Glavanitz