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heft:schiffbruch_der_zeit-agenten_-_terra

  Titel:Schiffbruch der Zeit-Agenten
Autor: Andre Norton
Reihe:Terra Band 370
Originaltitel: The defiant agents (1962)
Übersetzer: Heinz F. Kliem
Titelbild:
Verlag:Moewig, Rastatt 1964

Liebe SF-Freunde!
 
Wir setzen heute die von H. W. Mommers und Hubert Straßl, Wien, angefertigte „Analyse über das Wesen der SF“ unmittelbar fort – und zwar mit Zitaten aus der Feder internationaler SF-Größen.
„Frederik Pohl, bekannt als Chefredakteur der Magazine GALAXY und IF und als Herausgeber der Star-SF-Reihe bei Ballantine Books, New York, kleidet das Problem folgendermaßen in Worte: ‚SF ist die der Wirklichkeit entsprechende Erweiterung einer Lüge. Der SF-Autor mag mit einer wie immer auch großen Lüge beginnen, er mag behaupten, die Erde sei von Marsmenschen erobert worden oder es sei möglich, in der Zeit zu reisen. Aber wenn diese unwahre Feststellung einmal getroffen ist, wird alles Weitere unumstößlich von ihr beherrscht. Für den Sinn und Zweck der darauf fußenden Geschichte ist diese Lüge Wahrheit und unanfechtbar und kann nicht mehr ignoriert werden.’
Die Voraussetzung darf also falsch sein; nur das Geschehen, welches sich aus dieser Voraussetzung entwickeln könnte oder auch entwickelt haben könnte (Science Fiction ist nicht auf die Zukunft allein beschränkt), muß der Logik, der wissenschaftlichen Erkenntnis und weisen Voraussicht entsprechen. Hier öffnet sich natürlich dem Schriftsteller ein Universum von möglichen Lügen, Paradoxa und Problemen, über die nachzudenken es sich gewiß lohnt. Die möglichen Lösungen sind bereits geringer; und ein Teil trifft zu. Das beweisen Verne und Wells und Dominik und viele ihrer Nachfolger.
Dieser philosophisch-wissenschaftliche Teil, der in dem Wörtchen ‚Science’ verankert ist, trennt die SF von der phantastischen Erzählung, vom Märchen, von der Legende. Kay Bradbury drückt diesen Unterschied sehr wunderbar aus:
,SF geht Hand in Hand mit dem Universum.
Fantasy reißt es nieder, dreht das Innere nach außen, läßt es verschwinden, läßt Menschen durch Mauern wandern und zieht unglaubliche Zirkusse auf, wo Seeschlange, Medusa und Schimäre, Zebra, Affe und Armadillo ersetzen.
SF balanciert Sie auf einer Klippe.
Fantasy stößt Sie hinab!’
Fredric Brown drückt mit anderen Worten dasselbe aus:
,SF beschäftigt sich mit Dingen, die sein könnten – oder eines Tages werden könnten.
Fantasy beschäftigt sich mit Dingen, die nicht sind und nie sein werden.
In der SF wird nichts als selbstverständlich angenommen.
In der Fantasy verlangt niemand Erklärungen!’
Das wissenschaftliche Element ist es also, das gegeben sein muß, wenn das Werk Anspruch auf die Bezeichnung Science Fiction erheben will.“
Weitere Stellungnahmen zum Thema SF lesen Sie in der nächsten Woche an gleicher Stelle.
Bis dahin freundliche Grüße von der
 
SF-Redaktion des
Moewig-Verlages
Günter M. Schelwokat

heft/schiffbruch_der_zeit-agenten_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2019/06/30 19:50 von Steffen Glavanitz