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heft:spinnen_aus_dem_weltraum_-_terra

  Titel: Spinnen aus dem Weltraum
Autor: Kurt Mahr
Reihe:Terra Band 122
Originaltitel
Titelbild: Johnny Bruck
Verlag:Moewig, Rastatt 1960

Der glückliche Gewinner des ersten Preises bei unserem Wettbewerb heißt Herbert Bodenschatz aus München. Hören Sie, was der siebzehnjährige TERRA-Freund zum Thema

Warum lese ich eigentlich Science Fiction?

zu sagen hat:

„Diese Frage hat sich sicher jeder Fan einmal gestellt, und doch ist sie im Grunde genommen ziemlich schwierig zu beantworten.

Warum also Science Fiction? Wohl nicht nur der Spannung wegen, die diese Romane gemäß ihrem weitgespannten Ideenkreis in sich haben. SF wäre in diesem Falle nur eine Erweiterung der herkömmlichen Kriminal- und Abenteuergeschichten, eine Art futuristischer Nervenkitzel also. Spannung ist zwar eine wesentliche Voraussetzung für gute Literatur, doch ist sie nicht das einzige, das mich zu SF hinzieht.

Bezeichnenderweise findet SF seine größte Anhängerschaft unter jungen Menschen, die ja die künftigen Gestalter unserer Zukunft sein werden, einer Zukunft, an der uns eben diese Romane schon heute teilnehmen lassen. Die Probleme, die die ständige Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik aufwerfen, finden durch die visionäre Gestaltungskraft großer SF-Autoren eine Lösung, wenn sie auch noch im mystischen Dunkel einer – vielleicht nicht mehr fernen Zukunft – verborgen liegt. Um mit Hugo Gernsback, dem Vater der Science Fiction zu sprechen: ‚Man muß die bittere Pille der Wissenschaft mit dem Zuckerguß des Erlebnisses umgeben, um sie genießbar zu machen.’

In einer Zeit wie der heutigen, in der nur kühle, geschäftsmäßige Überlegungen und materielle Werte etwas bedeuten, ist es wichtig, daß man dem Geist etwas bietet, das seine Phantasie beflügelt und anregt, die engstirnigen Schranken der Konvention zu durchbrechen, um aus dem kleinlichen egozentrischen Denken herauszuwachsen. Ich bin überzeugt, daß SF uns am besten darlegen kann, wie unsinnig all die nichtigen Streitigkeiten der Nationen sind angesichts der unendlichen Weite des Kosmos. SF ist der Wegbereiter eines Gedankens, der die Menschheit über alle politischen Trennungen hinweg zu einem völkerverbindenden Globalbewußtsein führen kann. Nicht zuletzt stellt SF eine eindringliche Warnung vor dem Mißbrauch der Naturgewalten dar, wenn sie auch oft die Folgen eines solchen Mißbrauches in einer manchen Zeitgenossen unbequemen Weise zeigt. Viele meiner Freunde sprechen in abfälliger Weise von ‚Schund’ und ‚krankhaften Phantastereien’, verkennen aber dabei das wahre Wesen dieser Literatur. Ein Mensch, der immer am Althergebrachten hängt, wird das Morgen vielleicht nicht mehr ertragen können, und ich glaube, das Vergangene war nicht so ideal, wie es in einer oft verklärten Erinnerung dargestellt wird.

Das Wirkliche aber, warum ich Science Fiction lese, liegt im Gefühlsmäßigen, das ich rein verstandesmäßig nicht begründen könnte. Am besten dürfte es der bekannte Schriftsteller Arthur Koestler ausgedrückt haben: ‚Von Raumschiffen, Zeitmaschinen, Marsfräulein und Supermen aus dem Bereich entfernter Spiralnebel zu lesen, macht süchtig, genau wie Opium, Kriminalromane oder eine Joghurt-Kur!’

Allen Freunden unserer Literatur möchte ich zum Schluß noch einmal zurufen: Ein volles ja zur Science Fiction! Wenn wir auch heute noch von manchen Zeitgenossen verspottet werden, so wird dennoch eines Tages die Zeit – die Zukunft – uns und unseren Ideen rechtgeben!“

Bis zur nächsten Woche, in der wir Ihnen Mitteilung von den übrigen Gewinnern machen wollen, verbleiben wir mit den besten Grüßen

Ihre

TERRA-REDAKTION

Günter M. Schelwokat

heft/spinnen_aus_dem_weltraum_-_terra.txt · Zuletzt geändert: 2018/04/01 17:03 von Steffen Glavanitz